Where the streets have hard-to-pronounce names

... da ist Reykjavik, das kleine, aber feine Ziel der diesjährigen Laufreise der Flying-Feet.

Klein und fein war auch die Truppe derer, die sich auf den Weg dorthin gemacht haben. Aufgrund widriger Umstände konnten nur noch Ruth, Tobi und ich sowie zum zweiten Mal nach Dubai als Gast Georg die Reise am Donnerstag, dem 22.8. spät abends antreten.

Und widrig ging es zunächst weiter. Ruths Gepäck blieb leider in Köln und mir ist die Anreise so auf den Magen geschlagen, dass ich die eh schon kurze erste Nacht mehr auf dem Klo unserer Hostel als im Zimmer verbracht habe. Keine guten Vorboten für den Lauf, der bereits am Samstag um 20 vor 9 starten sollte. Doch in weiser Voraussicht hatte Ruth zumindest die Laufschuhe im Handgepäck und auch meine Lebensgeister kamen nachmittags wieder zum Vorschein, so dass wir doch noch alle unsere Startnummern auf der Marathonmesse registrieren und die notwendigen Kohlehydrate auf der Pastaparty einwerfen konnten.

Erstaunlich war, dass kaum etwas in der Stadt auf dieses Laufereignis hinwies. Plakate, Wegweiser, Volunteers, die als solche zu erkennen sind, blaue Linie, Dixi-Klos: Fehlanzeige. Lediglich das Maskottchen des Laufs Bob hing überlebensgroß an einem Gebäude unmittelbar auf Höhe der Startlinie. Dabei ist die Teilnehmerzahl von ca. vierzehntausend Läufern über alle Wettbewerbe wie Familienlauf, 10er Halbmarathon und volle Distanz gar nicht mal so klein. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl Islands erst recht nicht. Aber der Isländer an sich ist cool und begegnet dem Treiben mit nordischer Gelassenheit.
Cool, oder besser: kühl waren auch die Aussichten auf‘s Wetter. Feucht obendrein. 11°C und Regen klingen erstmal wenig erbaulich, wenn man aus dem ausnahmsweise sommerlichen Germanien anreist. Doch auch hier hat sich als günstig erwiesen, das mit besagter Gelassenheit hinzunehmen, dann stört es auch nicht weiter.

Und so standen wir vier im kleinen, aber feinen Regen, mit einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude auf die 21 bzw. 42 Kilometer rund um Islands Hauptstadt. Sowohl für den vollen Marathon als auch die Halbdistanz ging es zunächst entlang des kleinen innerstädtischen Teichs Törnin durch bewohntes Gebiet, wo man sich den Zuspruch der Eingeborenen in Form von Applaus in jeder Intensität, Gimme-Five-Kids und Bands mit richtig guter Musik einsammeln konnte. Das war wichtig, denn nach dem wir die Halbinsel an der Westspitze Reykjaviks umkurvt hatten und auch eine Sonderschleife durch den Hafen gedreht haben, wurde es doch etwas einsamer. Doch die elfengleichen Wesen, die zur Sicherung der Strecke an den neuralgischen Punkten postiert waren, ermunterten ebenfalls zum Weiterlaufen.

Etwas schade war es, dass durch tiefhängende Wolken der Blick in die Landschaft etwas getrübt war, aber das tat dem Lauf keinen Abbruch. Im Gegenteil. Auch als sich nach 18 Kilometer die Strecke von Marathonis und Halbmarathonis gabelte, machte das Laufen weiterhin Spaß, obwohl der Zuspruch an der Strecke begrenzt blieb. Dennoch. Es war dieser herbe Charme der Stadt, der auf die Strecke und auf den Lauf abfärbte und der mich nie ans Aufhören denken ließ. An keiner Stelle. Und so bin ich den ersten Marathon gelaufen, ohne mich in der zweiten Hälfte mit der quälenden Frage nach dem Warum beschäftgt zu haben oder überhaupt nur den Wunsch verspürt habe, mal eine kurze Gehpause einzulegen. Genial.

Überhaupt. Ob halbe oder volle Distanz. Alle vier waren zufrieden mit ihrem Lauf und werden ihn nicht nur wegen des teils holprigen Beginns in Erinnerung behalten.
Zum Ausruhen im Anschluss war indes keine Zeit. Da ging es nämlich fast nahtlos auf‘s Stadtfest, das auf vielen kleinen und großen Bühnen, in Kirchen und Museen Kultur in vielen Facetten bot. Das abschließende Feuerwerk (im Regen – klar, ne?) setzte dann noch einen farbenprächtigen Schlusspunkt hinter einen wirklich wunderbaren Tag.

Und wer die Strecke mal selber in Augenschein nehmen möchte, so schnell aber nicht nach Island kommt, der kann den Marathon in 17 Minuten hier durchlaufen 😉
http://vimeo.com/72953968

PS: Über die Tage danach, die wir sowohl entspannt verdientermaßen im Thermalbad als auch in Islands höchst beeindruckender Natur zwischen heißen Quellen und eiskalten Gletschern verbracht haben, könnte man jetzt auch noch stundenlang berichten. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

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